Entsetzt euch nicht!
Ihr sucht Jesus von Nazareth,
den Gekreuzigten.
Er ist auferstanden,
er ist nicht hier.
Mk 16,6
Besuchen Sie gelegentlich oder sogar regelmäßig Friedhöfe?
Es gibt wohl keinen Menschen, der nicht bei einer Beerdigung am offenen Grab eines Familienangehörigen stehen musste oder noch stehen wird. Immer wieder sind dies entsetzliche Ereignisse! Am Friedhofstor kommt eben niemand vorbei, schon gar nicht am sicheren Ende des eigenen Lebens.
Unweit einer von mir öfter besuchten Grabstätte steht eine Bank. Seit ein paar Jahren im Sommer sitzt dort häufiger ein Ehepaar gegenüber des immer mit frischen Blumen und Bepflanzungen liebevoll gepflegten Grabes ihres Sohnes, der mit kaum 20 Jahren starb. Gelegentlich kommt seine Mutter sogar auch nach Jahren in der Mittagspause von der Arbeit und besucht dort ihren Sohn. Vergisst sie, dass ihr Sohn nicht wirklich da ist?
Ein guter Freund kommt abseits von Beerdigungen genau deshalb nie zurück auf Friedhöfe, denn er ist überzeugt, dass die Verstorbenen nicht dort sind, wo man sie besuchen will. Friedhöfe sind – wie mal jemand sagte – nur die Kleiderkammern aus denen heraus die biologischen Stoffe wieder recycelt werden. Aber wo ist der Mensch, der einmal diese mit zunehmendem Alter verschlissene Körper-Kleidung trug?
Selbst für Atheisten oder Agnostiker, für die es keine übernatürliche, unabhängig von Materie existierende Welt gibt, ist die Endstation Friedhof ein Ort voller Fragezeichen und die absolute Endlichkeit ein belastender Gedanke. Ist der tote Vogel im Garten am Ende nicht mehr als der geliebte Mensch?
In vielen Völkern gibt es Gedenktage und Rituale von denen viele davon ausgehen, dass es ein Reich der Toten gibt, aus dem heraus diese gelegentlich wieder zurückkehren. Dafür gibt es sogar Feierlichkeiten über mehrere Tage wie z.B. beim „Día de los Muertos“ (Tag der Toten) in Mexiko und Spanien. Da mag der eine oder andere schmunzeln, aber mal Hand auf’s Herz, wer hat nicht schon einmal zu einem Toten gesprochen, sogar ohne an einem Grab zu stehen?
Der alte Grieche Sokrates war überzeugt, „es gibt in der Tat ein Wiederaufleben und ein Werden der Lebenden aus den Toten und ein Dasein der Seelen der Abgeschiedenen“. Damit ist für ihn klar, „dass die Seelen der Verstorbenen notwendig irgendwo seien, von wo sie dann wiederauferstehen.“(Platon: Phaidon).
Das klingt doch für unsere Ohren recht hoffnungsvoll und vertraut: im Tod verlässt die unsterbliche Seele den Körper und kehrt zurück in den großen Seelenpool.
Das ist keineswegs die christliche Lehre, wobei man jedoch verschiedene Auffassung betrachten muss, die hier keinen Raum haben. Platon hätte kein Verständnis für das, was in unserem Monatsspruch von einem besonderen Friedhof im alten Israel im Markus-Evangelium erzählt wird: Jesus von Nazareth wurde an einem römischen Kreuz zu Tode gebracht und danach von seinen Anhängern im üblichen, mit einem Stein verschlossenen Höhlengrab, bestattet. Einem jüdischem Ritual folgend kommen zwei Tage später drei Frauen zum Grab, die den Leichnam einbalsamieren wollen. Sie treffen in der offenen Grabkammer auf einen jungen Mann, der ihren erschreckten Gesichtern mit den Worten des Monatsspruches antwortet.
Wer das nicht glauben kann, befindet sich in bester Gesellschaft mit den Frauen am Höhlengrab, denn auch von ihnen berichtet Markus, dass es sie entsetzte und die Sprache verschlug. Kann das wahr sein???
Nach biblischem Zeugnis erschien dieser auferstandene Jesus seinen Jüngern und „danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen.“ (1.Kor.15,6) So schrieb es der einstige Christenverfolger, später Paulus genannt, der selbst eine Begegnung mit dem Auferstandenen hatte. Aber alle diese Zeitzeugen trafen nicht auf eine körperlose Seele (s. Platon), sondern auf einen wiedererkennbaren menschlichen Leib. Das dieser anders gestaltet sein muss als jener aus verweslicher Materie ist allen schon damals klar gewesen (s. 1. Kor.15,42), denn was mit toten Körpern passiert wusste man nur zu gut (s. Joh. 11,38) Im Zeitalter des 3D-Druckers müsste uns die Vorstellung leichter fallen als einem Paulus, dass ein Körper(teil) mit der richtigen Software in Originalgröße hergestellt werden kann. Ihn zu bewegen und mit Sprache auszustatten, ist mittels K-I- immer besser zu machen. Doch es ist unmöglich, ihn zu beleben. Nach christlichem Verständnis bedarf es dazu des Geistes Gottes, der einem Körper neues Leben einhaucht (vgl. Hes.37,14) und ihn als „Person“ mit Leib und Seele zurückholt in den Kreis der Lebenden.
Am Ende dieses Monats ist Auferstehungsfest, - bekannt als Ostern. Vielleicht machen Sie mal einen Friedhofsspaziergang, an jenem Ort einer Hoffnung auf ein neues ganz anderes Leben, nicht nur für den
März Anno Domini 2024
© D.E.