Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen,
Engel beherbergt.
Hebräer 13,2
Die Urlaubssaison steht vor der Tür. Haben Sie schon mal telefonisch ein Hotel gebucht? Oder im Internet eine Urlaubsreise? Nur mal nebenbei bemerkt, wie funktioniert das eigentlich? Können Sie erklären wie es technisch möglich ist, dass man z.B. ein Hotel in Südtirol anruft oder eine Internetverbindung herstellt? Klar, das funktioniert und selbst die Stimmfärbung des Menschen an der Rezeption dort ist genau so am Telefon zu hören, als würde man ihm gegenüberstehen. Wie geht das technisch genau mit den kleinen Elektronen durch die Luft? Sie wissen, es nicht? Zugegeben, -die Frage nervt ja auch, denn Hauptsache ist doch, es funktioniert irgendwie! Oder? Ich komme später darauf zurück. Jedenfalls nach einer solchen elektronischen Buchung wird man dann als Gast willkommen geheißen. In einem Hotel-Prospekt habe ich unlängst gelesen: „Genießen Sie im Urlaub in den Dolce Vita Hotels in Südtirol gelebte Gastfreundschaft.“ Aber ist das Wort richtig gewählt? Man ist ja nicht Freund des Hauses, sondern Zahler, der wiederum für sein Geld auch etwas verlangt. Und was ist das eigentlich – ein Gast? Im Lexikon von heute (Wikipedia) findet man den Eintrag: „Das Wort Gast bezeichnet heute einen zum Bleiben eingeladenen Besucher.“ Stimmt das? Eingeladen?! Wir würden sicher etwas irritiert gucken, wenn uns jemand zum Essen einlädt und dann anschließend 30 Euro verlangt. Das ist doch gewiss keine Gastfreundschaft!
Der aktuelle Monatsspruch führt zurück in eine Zeit, in der es durchaus schon kostenpflichtige Hotels oder Herbergen gab. Aber hier geht es um Übernachtungs- und Quartierangebote für Mitglieder der ersten Christengemeinschaften, die der Verfasser des sog. Hebräerbriefes geradezu anmahnt. So selbstverständlich scheint es auch um 100 n.Chr. nicht gewesen zu sein, Gastfreundschaft zu gewähren. Damals wie heute hat man sicher gerne Leute eingeladen, mit denen man gut klar kam und -wie man sagt- auf einer Wellenlänge liegt. Mit den anderen gefühlt unsympathischeren Zeitgenossen hatte man wohl damals wie heute so seine Probleme. Da half und hilft es scheinbar auch nicht, dass die Gäste, um die es hier geht, Christenmenschen waren, also gleichsam Parteifreunde, von Christen auch Brüder und Schwestern genannt. Diese sind eben Christen u n d Menschen, und wo Menschen sind, da menschelt es, wie mal jemand gerne das nicht immer knirschfreie Verhältnis unter Glaubensgeschwistern kommentierte. Und diese aufzunehmen, vielleicht noch gar für einige Tage oder gar Wochen mit Gästebett und Gästehandtuch, ist wohl doch nicht so selbstverständlich. Scheinbar zur Motivation fügte der Verfasser des Bibelwortes daher noch an, der Gast könne ja vielleicht ein Engel sein. Und wer will sich schon nachsagen lassen, er hätte einem Engel die Unterkunft verwehrt? Aber damit wird es nochmal komplizierter: Was ist eigentlich ein Engel? Offenbar erkennt man einen Gast-Engel nicht sofort an der Haustür an seinen Flügeln. Es gibt wohl kaum jemanden, der das Wort „Engel“ nicht als etwas Schönes versteht. Der Klassiker ist da sicher der Schutzengel, dessen Abbild sich manche sogar ins Auto hängen. In vielen Religionen so auch in Islam und Christentum haben Engel eine wichtige Rolle. Sie sind Gottes Mitarbeiter und seine Boten, die den Willen Gottes umsetzen. Gelegentlich geraten sie nach biblischer Überlieferung in der himmlischen Welt dabei auch in die Nähe göttlicher Wesen. Da war man geneigt sie anzubeten und daraus eine Engellehre (Angelologie) zu zimmern, so etwa bei Thomas von Aquin. Demgegenüber zieht der Schreiber des Hebräerbriefes die Existenz der Engel nicht in Zweifel, stellt aber klar, wer der Chef im Himmel ist (s. Hebräer 1): Jesus allein und ihm gebührt Anbetung.
Das ist so eine Sache mit der himmlischen Welt. Für den ach so aufgeklärten Menschen von heute, scheint es da um ein Märchen zu gehen: Gott, Jesus, Engel – sind sehr unwirklich. Und da sind wir wieder bei den Elektronen und unserem Telefonat von oben. Jesus anrufen geht genauso. Da passiert für uns normale Menschen etwas Unerklärliches. Und doch funktioniert es – irgendwie sind Christen mit der himmlischen Welt verbunden! Lassen Sie sich das mal erzählen und probieren Sie mal einen Anruf – im Juni Anno Domini 2018.