Christusgemeinschaft
Oer-Erkenschwick e. V.

Monatsgedanken

Monatsgedanken November 2018

Jerusalem MoGed 1811 Fotor

Rund 200000 Deutsche haben in diesem Jahr bis jetzt Israel besucht und damit auch eine der ältesten Städte der Welt: Jerusalem. Wohl kaum eine andere Stadt auf diesem Planeten hat die Schlagzeilen in den Zeitungen und in den neuen Medien wieder und wieder gefüllt. Zuletzt sorgte Präsident Trump mit seinem Botschaftsdekret dafür, dass Gewalt und Terror sich dort zurückmeldeten. So hat der Name der Stadt nur wenig mit dem zu tun, was bis in die Gegenwart in und außerhalb ihrer Mauern geschieht und was Touristen eigenartigerweise oft nicht stört: Terror, Soldaten und Sicherheitskräfte überall. Dabei kann Jeruschalajim mit „unser Friede“ übersetzt werden. Aber von Friedenszeiten erzählt die Geschichte nur selten. Gleich drei Weltreligionen beanspruchen diese Stadt für sich. Juden, Muslime und Christen haben hier ihre als heilig angesehenen Stätten. Fromme Juden verweisen darauf, dass einst ihr Gott Jahwe seinen Wohnort in dem von König Salomon erbauten ersten Tempel hatte (Ps.48, 4), bevor auch der zweite jüdische Tempel im Jahr 70 n.Chr. von den Römern endgültig zerstört wurde. Übrig blieb nur ein kleiner Mauerrest, der bis heute so treffend als Klagemauer bezeichnet wird. Aber Juden waren keineswegs die Ersten, die Ansprüche in Jerusalem geltend machen können. Ursprünglich lebten hier die Jebusiter, die dieser Stadt den Namen Jebus gaben. Erst der jüdische König David beendete um 1000 v. Chr. ihre Herrschaft. Die strategische Lage der Stadt quasi als Drehscheibe der Großmächteinteressen alter und neuer Zeiten ließ immer wieder neu Gewalt und Krieg nach Jerusalem zurückkehren. Babylonier, Assyrer, Perser zerstörten die Hoffnung der Juden, dass dieser Ort eine Stätte des Friedens wurde. Und schließlich traten um 690 n.Chr. die Muslime in Jerusalem auf und errichteten das auch heute noch wichtigste Bauwerk außerhalb von Mekka und Medina, die mit goldener Kuppel glänzende Al-Aqhsa-Moschee, den sog. Felsendom. Hier auf dem Tempelberg soll nicht nur Abraham (Ibrahim) seinen Sohn beinahe geopfert haben, sondern der Prophet Mohammed hatte einer Legende zur Folge seine „Himmelfahrt“ dort erlebt, um von hier aus quasi eine himmlische Propheten-Konferenz zu leiten. Heute machen nicht nur über 170 Moscheen im Stadtgebiet auf die große islamische Bedeutung von Jerusalem aufmerksam. Und für Christen ist diese Stadt ohnehin der Ort der wichtigsten Ereignisse ihrer Religion, Tod und Auferstehung des Jesus von Nazareth, der darin zum Christus wurde.
Keine andere Stadt der Welt ist so neben Jerusalem zum Brennpunkt der Religionen geworden. Frieden ist damit noch nie eingezogen. Und auch die neuere Geschichte hält unter der Führung der Vereinten Nationen trotz zahlreicher Bemühungen keine positive Antwort bereit.
Ist in Jerusalem Frieden, ja vielmehr ein Weltfrieden überhaupt möglich? Immanuel Kant formulierte bereits vor rund 200 Jahren Bedingungen für einen ewigen Frieden. Aber seine erdachten Bedingungen haben schlicht etwas „Überirdisches“ und gründen auf dem wohl unerreichbaren Sieg der menschlichen Vernunft. Und da würde auch der unlängst verstorbene Ausnahmewissenschaftler Stephen Hawking nicht widersprechen, der dem Planeten 2017 noch etwa 1000 Jahre gab, bevor die Menschheit es geschafft hat, sich auf unterschiedlichen Ebenen selbst zu vernichten – wenn sie nicht in den „Himmel“ auswandert.
Aus christlicher Sicht kann diese frustrierende Einschätzung der irdischen Zukunft nicht überraschen. Auch Jesus geht von einem Ende dieser Erde aus (Matth.24, 15 ff). Im letzten Buch der Bibel, der sog. Offenbarung des Johannes, wird jedoch ein Blick auf das darüber Hinausweisende geworfen. Er hatte ein neues Jerusalem vor Augen als eine Stadt Gottes, die einfach aus einer unsichtbaren Welt kommt. Das ist zweifellos eine Zumutung für unser Denken und selbst für Martin Luther. Aber wenn er über dieses auch in Theologenkreisen umstrittene Buch einmal formulierte: „Mein Geist will sich in dieses Buch nicht schicken“, so hätte er doch zugestimmt, dass am Ende der Tage unserer Erde eine neue Welt Gottes, eine bisher nicht gekannte, wunderbare, unbegreifliche Dimension erkennbar wird. Und wieder steht dann Jerusalem im Zentrum des Geschehens. Dieses neue Jerusalem ist hingegen nicht die Sanierung eines bestehenden oder untergegangenen Ortes, sondern Teil von Gottes neuer Welt. Schon der jüdische Prophet Jesaja redete im sechsten Jahrhundert v. Chr. davon: „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken wird noch sie zu Herzen nehmen“ (Jesaja 65,17). Der auch oft „Seher“ genannte Schreiber der Offenbarung unterstreicht diese Vorhersage über das neue Jerusalem rund 500 Jahre später erneut. Und dann gibt es wahrlich Gründe für ein großes Fest, dann ist Hoch-Zeit.

Aber was hat das alles mit mir zu tun? Vielleicht ist meine aktuelle Gegenwart alles andere als eine Hoch-Zeit und Jerusalem weit weg! Der Schreiber der Offenbarung weiß sicher auch um die Lasten der Gegenwarten menschlicher Generationen und um sehr persönliches Leid. Gerade deshalb lenkt der Autor des Monatsspruchs die Sicht auf ein Ende hin, das nicht von Menschen gemacht ist. Und in dieser neuen Stadt ist ein Gott, von dem er sagt: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ (Vers 4) Es kommt quasi das vollkommene Happyend der Nach-Weltgeschichte. Vielleicht ist es gar nicht mehr soweit weg vom
November anno Domini 2018!

© D.E.

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