Monatsgedanken Oktober 2021

Achtung Herz 2110 Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.

Hebräer 10,24

Genauso sieht doch der Alltag und erst recht der Sonntag in den christlichen Gemeinden und Gemeinschaften aus!? Ein attraktives Gegenbeispiel zum Rest der menschlichen Welt?! Und im digitalen Zeitalter geht das alles auch Online in den vielfältigen christlichen Chats. Vermutlich benutzt jeder Leser und jede Leserin dieser Zeilen diese sog. sozialen Netzwerke, zusammen mit mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung (4 Milliarden). So berechnen es jedenfalls Fachleute anhand der Nutzerdaten. Hochgerechnet für Deutschland kann man also etwa von rund 40 Millionen Usern ausgehen und geradezu täglich werden es mehr. Natürlich haben Facebook und Instagram dabei die soziale Nase vorn. Aber was ist eigentlich sozial an den sozialen Netzwerken? „In der Umgangssprache bedeutet „sozial“ den Bezug einer Person auf eine oder mehrere andere Personen; dies schließt die Fähigkeit (zumeist) einer Person, sich für andere zu interessieren und sich einzufühlen mit ein. Aber es bedeutet auch, anderen zu helfen und eigene Interessen zurückzustellen.“ So können wir es bei Wikipedia lesen und sicherlich verknüpfen wir >sozial< gerne auch mit dem modernen Begriff der >Achtsamkeit<. Dass es in den >Social Media< aber auch ganz anders zugeht und es in der dort abgebildeten Gesellschaft auch alle Formen des A-Sozialen gibt, die man mit Stichworten wie Cybermobbing, Fake-News, Erpressung, Missbrauch, Shit-Storm, Gewaltverherrlichung, Betrug u.v.m. nur in Ansätzen umreißen kann, ist uns allen klar. Insofern passt der Begriff Social Media gut zu der korrekten Übersetzung aus dem Englischen, wo er schlicht nur „Gesellschaft“ bedeutet. Alles was dort vorkommt, ist auch in potenzierter Form im weltweiten digitalen Netzwerk vorhanden, Gutes wie Böses. Man liegt wohl nicht falsch mit dem Gefühl, Letzteres als vorherrschend einzuschätzen.
Um ein gutes Netzwerk und darin um Achtsamkeit im besten Wortsinn geht es dem Verfasser des christlichen Hebräerbriefes aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Vermutlich hätte er den Monatsspruch oftmals „gepostet“ hätte ihm ein Smartphone zur Verfügung gestanden! Das von ihm unter seinen Möglichkeiten genutzte Netzwerk könnte man als >Jesus-Book< bezeichnen, denn es ging ihm ausschließlich um christliche User. Umso überraschter muss man sein, dass er mit solchen christlichen Selbstverständlichkeiten aufwartet. Gute Werke sind doch genauso christlicher Alltag wie die Nächstenliebe!? Und seine Brüder und Schwestern im Glauben achten und beachten, ist doch wohl allgemeine christliche Praxis!?
Dem ist, wie wir vielleicht ungern zugeben, leider oft nicht so. Die Christentumsgeschichte und auch der Alltag in unseren Gemeinden sieht wohl manchmal anders aus,- damals wie eben heute. Die vermutlich ersten bekannten Betrüger in den Gemeinden hießen Hananias und seine Frau Saphira (Apg.5). Dass auch ein frommes Outfit nicht automatisch zu sozialem Handeln führt, wissen wir nicht nur aus der Geschichte des barmherzigen Samariters (Lukas 10).
Gilt es in unseren Zeiten unter Christen nicht außerdem als unschicklich sich in die Angelegenheiten der Geschwister einzumischen? Soll doch besser jeder nach seiner >Fasson< selig werden, wie schon Friedrich der Große meinte. Aber auch das Gegenteil ist in christlichen Gemeinschaften nicht selten. Der Lebensstil der anderen Schwester/des anderen Bruders wird missbilligt und man glaubt, auch Jesus würde das auch so sehen. Selbst in Glaubensfragen weiß man Jesus oft auf der eigenen Seite und so ist „heftiger Streit“ seit der Zeit der Urgemeinde nicht selten. Schon Jesus mahnt daher nicht nur einmal, Brüdern und Schwestern herzlich zu vergeben, wenn sie vielleicht nicht nur auf unserem Fuß, sondern unserer Seele standen (Mt.18, 21, Mt.5, 23,24). Und natürlich ist es klar, dass die Fehler und Versäumnisse der anderen immer größer sind als meine eigenen… (Mt.7,4).
So liegt der Hebräerbriefschreiber sicher nicht falsch mit seinem Appell. Er weiß nur zu gut, dass das Feuer der christlichen Liebe kein Selbstzünder und auch kein Dauerbrenner ist. Dazu möge jeder eine Erzählung aus seiner Gemeinde und seinem Leben einfügen… .

Zusammenhalten 2110Bleibt die Frage wie sich eine positive christliche Gemeinde entwickeln kann, eine behutsame, nicht verletzende Achtsamkeit, ein Ansporn zur Liebe, die nicht bedrängt, zu guten Werken als einer gemeinschaftlichen Leistung? Leider schweigt der biblische Briefschreiber dazu, denn er hat ja „nur kurz geschrieben“ (Hebr. 13,22).
Mögliche Antworten werden auch sicher nicht universal sein können und daher nur in der jeweiligen Zeit und Gemeindesituation gegeben werden können. Aber bei aller Unvollkommenheit unserer Gemeinschaften darf vor allem die Frage nicht unbeantwortet bleiben, die Dietrich Bonhoeffer stellte: „Ist denn nicht auch dort, wo Sünde und Mißverstehen das gemeinsame Leben belasten, ist nicht auch der sündige Bruder doch immer noch Bruder mit dem ich gemeinsam unter dem Wort stehe…? (D.B. Gemeinsames Leben, Gütersloh 200126 S. 24.) „Danken wir nicht täglich für die christliche Gemeinschaft, in die wir gestellt sind, auch dort, wo keine große Erfahrung, kein spürbarer Reichtum, sondern wo viel Schwäche, Kleinglauben, Schwierigkeit ist (…). (a.a.O., S. 25) Sollten wir uns dazu nicht mit allen Kräften anspornen und unsere christlichen Netzwerke immer neu stärken, nicht nur im

Oktober Anno Domini 2021

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