Der Herr aber richte eure Herzen aus
auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.
2. Thessalonicher 3,5
Auf welchem Bahnsteig des Lebens stehe ich gerade? Und worauf warte ich persönlich eigentlich (noch) ?
Es benötigt sicherlich nur ein paar Gedanken, um zu begreifen, dass die Antworten auf diese Fragen einerseits nicht so leicht fallen, aber andererseits von großer Bedeutung sind. Denn im Hintergrund lauert die manchmal unangenehme Frage nach dem Ziel meines Lebens oder -anders gesagt – nach meinem Lebenssinn. Kaum überraschen kann, dass es natürlich eine Frage des Alters ist, in welche Richtung unsere Wünsche und Gedanken reisen. Für Kinder und junge Leute ist z.B. Gesundheit – weil man sie eben hat - naturgemäß weitaus weniger wichtig als für „ältere“ Leute Ü30 – natürlich immer nur den Durchschnitt betrachtend (s. dazu z.B. die Studie des GDI Instituts /www.gdi.ch/de/publikationen). Aber schon sehr bald im Leben wird das Ziel, gesund zu bleiben immer wichtiger und der Mensch ist bereit für dieses Ticket ggf. viel Geld auszugeben. Doch in neuerer Zeit sind sogar junge Leute durch die Corona Pandemie ungewollt stark mit diesem Thema beschäftigt worden. „Langlebigkeit“ jedoch wird erst zum wichtigsten Ziel der Generation Ü50.
Aber sind das wirklich Lebensziele? Mit jedem Altersjahr müssen wir durch viele Erfahrungen lernen, dass Gesundheit und Glück auf vielen Ebenen sehr zerbrechliche menschliche Eigenschaften sind. Und das unser Zug irgendwann in den Kopfbahnhof „Tod“ einfährt, ist ein Gedanke, der in der Stimmung der immer dunkler werdenden Tage im Monat November mit seinen vielen Gedenktagen rund um den Tod nochmal deutlicher fühlbarer wird. Da trifft der Titel eines uralten Schlagers (1972) von dem unter dem Künstlernamen Christian Anders bekannt gewordenen Sänger und Komponisten wohl auch heute noch einen ebenso verbreiteten wie verdrängten Gedanken: >Es fährt ein Zug nach Nirgendwo< Dazu fällt mir der Satz eines Elfjährigen ein, der etwas nachdenklich über die Sinnfrage zu dem Ergebnis kam: „Die Erde ist eigentlich überflüssig.“ Mit dem Radioteleskopblick ins Universum kann man dem wohl kaum widersprechen. Denn die Antwort auf den Sinn des Lebens ist 42, - was in der Galaxis seit Douglas Adams sicher nicht so unbekannt ist…..
Der Schreiber des biblischen Monatsspruchs würde sich solchen Gedanken aber gewiss nicht anschließen. Zunächst macht er uns darauf aufmerksam, dass - wie wir es von jedem Fahrplan kennen - zunächst die Richtung bestimmt werden muss, in die es gehen soll. Da er felsenfest von einem Ziel überzeugt ist, das auf eine Zukunft mit Gott ausgerichtet sein muss, plädiert er dafür unser Gefühlsorgan Herz richtig auszurichten. Das ist nicht ungewöhnlich für uns, denn wichtige Dinge machen wir zu unseren Herzensanliegen. Aber wie geht das eigentlich – sein Herz auf die Liebe Gottes ausrichten? Auch hier hilft uns ein kleiner Junge, der auf die Frage, warum Gott die Menschen gemacht hat, antwortet: …weil er sie lieb hat. (www.youtube.com/watch?v=ZwwJVqhQm9o) Das jedenfalls trifft den Kern der christlichen Botschaft: Gott liebt die Menschen. Allerdings berichtet die Bibel auch davon, dass diese Liebe zur Einbahnstraße wurde. Das Liebesverhältnis von Gott und Mensch ist längst zerrüttet und die Dankbarkeit für die Schöpfung ist der Gottvergessenheit, ja Gottlosigkeit gewichen. Auch das ist ein Thema (s. 2.Thess.2) des sog. Briefes an die Thessalonicher (um 50 n.Chr.) aus dem der Monatsspruch stammt. Die Trennung von Gott und Mensch wurde jedoch nach christlicher Überzeugung durch den Sühnetod des Jesus von Nazareth am Kreuz endgültig überwunden, der dadurch zum Christus wurde. Die Welt wurde danach insgesamt nicht besser, auch nicht die christliche. Aber so öffnete Gott die Einbahnstraße der Liebe für die mögliche Rückkehr aller Menschen (s. 1. Tim.2,4). So ist die Ausrichtung des Liebesorgans „Herz“ nicht die Leistung unseres verstandesbezogenen Gehirns sondern Werk Gottes. Der Lebenssinn ist auf dem Fahrplan Gottes für diese Welt als Angebot vorgegeben. Allerdings müssen wir uns schon selbst auf den Bahnsteig begeben und in den Zug des Jesus Christus einsteigen – anders gesagt, uns ziehen lassen in Richtung Ewigkeit. So nennen denn auch evangelische Christen im November den sog. „Totensonntag“ nicht so, sondern als besser bezeichneter „Ewigkeitssonntag“ weist er über unser Leben hinaus und gibt ihm ein Ziel. Unser Warten wird nicht vergeblich sein, wenn wir nicht an Gleis 42 stehen, sondern in die Richtung des liebenden Gottes blicken, vielleicht einfach mit einem schlichten Gebet im dadurch gar nicht mehr dunklen
November Anno Domini 2021
© D.E.