Du allein kennst das Herz
aller Menschenkinder.
1.Könige 8,39
Der technische Fortschritt macht vieles möglich, was in früheren Zeiten buchstäblich undenkbar war. Vieles davon ist besonders in der Medizin zum Segen für die Menschheit geworden. Jedoch kommt bei diesem Gedanken auch ein gewisses Unwohlsein auf, - lange schon vor der zu erwartenden Einführung einer Corona-App in diesem Sommer.
Die totale Überwachung von Menschen ist nur ein paar Jahrzehnte nach George Orwell 1984 kein Problem mehr! Einst bedurfte es dazu eines James Bond und seiner Mannschaft, um Informationen über andere herauszubekommen. Heute reicht ein Smartphone. Erstmals wird es auch dadurch möglich, praktisch jeden Menschen ins Visier zu nehmen. Eine bekannte Wissenschaftszeitschrift fasste es unlängst in der Schlagzeile zusammen: „Forscher warnen vor »nie da gewesener Überwachung der Gesellschaft«“ (Spektrum 04/20). Dabei gibt es quasi keine Abwehrmöglichkeit, es sei denn man zöge zu Robinson auf die einsame Insel – natürlich ohne Handy. Denn mit jedem Klick verraten wir bereits freiwillig viele Dinge über uns: was uns gefällt, was uns nicht gefällt, welche Filme wir schauen, was wir einkaufen, mit wem wir worüber chatten, wo wir uns gerade befinden und vieles mehr. Jemand gab mal den Tipp, bevor man mit einem Menschen zusammenzieht oder ihn gar heiratet, sollte man sich seine letzten 300 Klicks ansehen. Dann erst würde man ihn wirklich kennen und vielleicht sogar besser als er sich selbst.
Mehr als nur ein Symbol für den inneren Menschen, der oft für andere verborgen bleibt, ist seit Menschengedenken das Herz. Formulierungen wie, dass uns das Herz schwer wird oder jemand herzlos ist, uns das Herz bei Aufregungen bis zum Hals schlägt oder wir auch herzlich willkommen geheißen werden, zeugen davon.
In den Mythen des alten Ägypten kümmerte sich nach dem Tod der Gott Anubis um das Herz eines Toten. Darin war nach dieser Vorstellung das Leben des Menschen aufgezeichnet wie in einem elektronischen Speicher,- so würden wir vielleicht heute sagen. In der ägyptischen Mythologie wurde das Herz auf eine Balkenwaage gelegt. War es leichter als die Straußenfeder der Göttin Maat, dann war das die Eintrittskarte für das ewige Leben. So entschieden die guten oder bösen Taten der Menschen über ihr Schicksal nach dem physischen Tod.
In den alttestamentlichen biblischen Texten wie im genannten Buch der Könige geht das Verständnis des menschlichen Herzens ebenfalls weit über die biologische Einordnung als einer Pumpe im Blutkreislauf hinaus. Es wird gleichsam als Sitz des inneren Menschen begriffen, den niemand kennt, außer Gott selbst. Und auch im Vers vor unserem Monatsspruch wird deutlich, dass es auch um die Lebensbilanz eines Menschen geht, die sich Gott genau ansieht: „dass du (Gott) gebest einem jeglichen, wie er gewandelt hat“ (V.39a)
Dem Menschen und sicher auch manchen Christenmenschen wird nicht ganz wohl sein bei dieser Vorstellung eines überwachenden und sogar strafenden Gottes. Ist Gott etwa nur dann der „liebe Gott“, wenn wir lieb sind? „Der liebe Gott sieht alles!“- das war leider mal ein beliebter Spruch christlicher Eltern, die erkannten, dass sie ihren Nachwuchs nicht vollständig kontrollieren konnten. Und auch Erwachsene kommen um die dadurch hervorgerufenen, unangenehmen Gefühle oft nicht herum: Gott als der totale Kontrolleur und Vormund!?
In diesen Zeiten ist uns diese Thematik sehr nahe geworden. Ausgangsbeschränkungen, Maskenpflicht u.v.m. lassen viele Menschen rebellieren gegen einen BIG BROTHER, diesmal in der Gestalt des scheinbar allmächtigen Staates.
Ohne Frage gab und gibt es ein mit Recht Reklamiertes „zu viel des Guten“! Aber es ist eben genau das! Ist es nicht gut, wenn ein Staat versucht seine BürgerInnen vor Unheil zu bewahren? Ist es nicht gut, Freiheiten einzuschränken, um Leben zu schützen? Zweifellos eine politische Gratwanderung!
Nicht anders ist es mit Gott. Nach biblischer Verkündigung ist er ein Gott, der möchte, dass es den Menschen gut geht und sie nicht auf ihren Irrwegen umkommen. (s.a. Ps. 33,18/19) Dazu gehört es aber auch, den einzelnen Menschen zu kennen,- zu wissen, wie und wofür sein Herz gerade schlägt. Doch anders als im alten Ägypten steht nicht das leichte Herz, sondern das schwere, bedrückte im biblischen Vordergrund. Der Gott der Bibel will „Berater“ für ein gelingendes, gesundes Leben sein, dies aber ohne die menschliche Freiheit und Gestaltungshoheit über menschliches Leben aufzuheben! Seit der Paradiesgeschichte waren Menschen oft schon in der Weltgeschichte wie im persönlichen Leben „beratungsresistent“, haben Herzen gebrochen und viel herzzerreißendes Unheil über die Erde gebracht. Es ist kaum zu glauben, dass genau dies im neutestamentlichen bezeugten Tod des Jesus Christus aufgehoben wurde, der für alle Herzrhythmusstörungen eines fehlerhaften menschlichen Lebens den Preis zahlte! Lassen wir ihn in unser Herz schauen und verstehen wir göttliche Überwachung auch einmal als beratende Fürsorge, die zu einem gelingenden Leben führen kann! Nicht nur im
Juni Anno Domini 2020
© D.E.