Monatsgedanken Juni 2022

Liebe und Tod 2206 Fotor

 

 

Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz,
wie ein Siegel auf deinen Arm.
Denn Liebe ist stark wie der Tod.

Hoheslied 8,6

 

 

 

Welche Sprüche über die Liebe fallen Ihnen spontan ein? Welche haben Sie vielleicht schon einmal selbst geschrieben oder gesprochen? Welche Liebesgeschichten mögen wohl hinter den Antworten auf diese Fragen stecken? Vielleicht tragen Sie sogar ein schickes Tattoo auf dem Arm zum Thema Liebe oder aber im Herzen, gewissermaßen als Siegel der Liebe?
Wie auch immer, fest steht jedenfalls, die Liebe ist aus dem menschlichen Leben nicht wegzudenken. Auch viele unzählige Filme, Bücher und Lieder verlören ihren Inhalt und wären nie entstanden. So gewiss auch dieses Buch in der Bibel, aus dem der Monatsspruch entnommen ist und dessen Titel wir Martin Luther verdanken. Gern bezeichnet man das Buch auch als Hoheslied der Liebe. Es gilt als eines der schönsten Liebesgedichte der Weltliteratur. Eigentlich ist es verwunderlich, dass es überhaupt in die Bibel aufgenommen wurde, denn nicht ein einziges Mal kommt das Wort Gott vor. Es geht um die Beziehung von sich liebenden Menschen, um eine tiefe Liebesbeziehung, die dort in immer wieder neuen Bildern umschrieben und beschrieben wird. Es gibt wohl kaum einen Dichter damals und heute, der die Facetten der Liebe nicht aufgegriffen hat. So schrieb etwa William Shakespeare: „Zweifle an der Sonne Klarheit, Zweifle an der Sterne Licht, Zweifle, ob lügen kann die Wahrheit, nur an meiner Liebe nicht.(frei übersetzt aus Hamlet) Ist das nicht eine beeindruckende Liebeserklärung?! Es klingt so schön, aber dann doch zu schön um wahr zu sein. Allein rund 150000 Ehescheidungen in jedem Jahr nur in Deutschland – und da sind die Lösungen anderer Liebesbeziehungen natürlich noch zu addieren - weisen deutlich darauf hin, dass die Macht der menschlichen Liebe oftmals nicht erst an der Grenze des Todes an ihr Ende kommt, auch manches Tattoo wieder schmerzvoll entfernt und das Siegel der Liebe gebrochen wird.
Und in unseren kriegerischen Zeiten müssen wir neu zur Kenntnis nehmen, wie die menschliche Liebe auf den Schlachtfeldern verbrennt. Da erscheint es umso merkwürdiger, dass etwa unsere Bundeswehr in ihrem Musikchor das alte christliche Lied „Ich bete an, die Macht der Liebe“ (Gerhard Tersteegen, 1750) im Programm hat und regelmäßig beim Großen Zapfenstreich zu Gehör bringt.
So ist der Tod der Liebe eine menschliche Alltagserfahrung, die nicht nur Liebespaare trifft, sondern auf allen menschlichen Beziehungsebenen zu finden ist. So zerbrechen über die Zeit manchmal leider auch tiefe Freundschaften, die als „endlose“ Liebesbeziehung begannen.
Liebe ist in der deutschen Sprache sehr vieldeutig. Was genau damit gemeint ist, ergibt sich erst aus dem Zusammenhang in dem von Liebe gesprochen wird. Das gilt auch für den hebräischen Text des Hohelied.
Liebe hebräisch Fotor(Das Bild zeigt das hebräische Wort „ahavah“ vor dem Israel-Museum – eine beliebte Kulisse für Brautpaare in Israel)
Mit der griechischen Sprache, in der vor allem auch das Neue Testament der Bibel geschrieben wurde, kann man dagegen die Ebenen der Liebe mit Eros, Sexus und Agape unterscheiden. Gerade die letzte als „Freundesliebe“ zu übersetzende Form ist die vorherrschende und weitreichendste. „Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ (Joh. 15,13) So soll es Jesus einmal gesagt und gleichzeitig seine Nachfolger und Nachfolgerinnen als Freunde bezeichnet haben. Mit seinem Leben hat er genau das eingelöst: Seine bedingungslose und darin grenzenlose Liebe wurde in seinem frühen Tod besiegelt und war sogar stärker als dieser. Jesus überwand den Tod durch die Macht Gottes, der darin seine Liebe zu den Menschen offenbarte. „Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden.“ (1. Joh. 4,10) Das ist der Kern der biblischen Botschaft! Von dieser Liebe ergriffen zu werden, reicht schließlich über die Macht des starken Todes hinaus, was menschlich unbegreiflich ist.
Begegnen wir der Liebe Gottes, so wie sie uns in der Bibel als Erfahrung von Menschen beschrieben wurde und auch heute durch Christen immer wieder bezeugt wird, - nicht nur im

Juni Anno Domini 2022

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