Meine Seele dürstet nach Gott,
nach dem lebendigen Gott.
Psalm 42,3
Bild: Friedrich Frühling (Fitschen) Pixabay
Wann hatten Sie das letzte Mal Durst?
Nein, nicht gemeint ist, dass zu einem etwas trockenen Essen ein Getränk gehört oder das Gefühl aufkommt, man könnte mal wieder etwas trinken, weil die Temperaturen hoch sind. Wer aus einem Fitness-Studio kommt oder irgendwie seinen Körper zum Schwitzen brachte, vielleicht aktuell in den heißen Sommermonaten in einer Dachgeschosswohnung lebt, der hat zweifellos ein starkes Bedürfnis nach einem Durstlöscher. Da ist mit einem Gang zum Kühlschrank dem Mangel meist schnell abgeholfen.
Aber ist das eigentlich Durst, jenes ausgedörrt sein, das an die Lebenssubstanz geht? Vermutlich im Alltagsleben oftmals nicht.
Nach einer Analyse die im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache veröffentlicht wurde, hat das Wort Durst in der Häufigkeit der Wortfrequenz in den letzten Jahren stark abgenommen. Gemeint ist aber nicht nur der Wortgebrauch, der sich auf den körperlichen Durst bezieht, sondern auch im übertragenen Sinne der Durst nach Wissen, Kultur oder gar Religion.
Von Durst im wirklichen Wortsinn kann eigentlich immer nur geredet werden, wenn etwas schmerzlich vermisst wird, ein Begehren, das nicht ohne weiteres und sofort gestillt werden kann. Es geht auch um den Durst, der sich in die Seele einschleicht, unbewusst und zunächst unbemerkt. Wer Kontakt zu alten Menschen hat oder sie sogar pflegt, der weiß, was Dehydrierung bedeutet, - jenes langsame Austrocknen, wenn nicht genug Flüssigkeit aufgenommen wird. Die Betroffenen haben meist etwas Wichtiges verloren, eben jenes natürliche Durstgefühl. Es wäre oft einfach, dem entgegenzuwirken indem sie trinken. Aber genau das geschieht nicht! Und so stellen sich im Laufe der Zeit allmählich ernsthafte Schäden ein und der Mensch vertrocknet buchstäblich, wie in diesem trockenen Sommer in vielen Teilen des Landes die Pflanzen.
Im Monatsspruch aus dem Buch der Psalmen ist von einem geistlichen Durst die Rede. Der in einem fremden Land bedrückte Psalmist ist ohne Frage davon überzeugt, dass sein Gott lebendig und da ist. Aber wo? Mehrfach hat er sich von seinen Widersachern daher die Frage gefallen lassen müssen: „Wo ist nun dein Gott?“ (V.4; V.11) Diese Frage kennen auch viele Christen nur zu gut in belastenden Lebenssituationen. Beim Psalmisten stellt sich ein Seelendurst ein. „Gott sei Dank!“, so könnte man ausrufen. Denn dieser Durst bewahrt vor einer seelischen Dehydrierung, die man nicht mit einem Mineralwasser bekämpfen kann. Denn „wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“(Joh.4,13) So antwortete einst Jesus einer Frau an einem Brunnen, die ihm ein Gefäß mit Wasser reichte. Natürlich interessiert es sie, wo sie dieses Seelenwasser bekommen kann. Sie hat offensichtlich noch ein wichtiges Gefühl dafür, dass das Brunnenwasser die Seele nicht erreicht. Wer schon einmal in einer seelischen Krise war oder ist, kann diese Frau sicher gut verstehen!
Die helfende Antwort Jesu weist ins Gebet zu Gott, genauso wie beim Psalmisten. Im geduldigen Ausharren auf den Durststrecken des Lebens und dem ausharrenden Gebet wird die Quelle des lebendigen Wassers erreicht. „Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ So ist der Schlusssatz des Psalm 42 (V.12).
Für dieses Ergebnis ist jedoch der Durst der Seele lebenswichtig, jenes Festhalten oder Neuentdecken des Glaubens daran, dass Gott im Weltchaos und auch in den persönlichen Lebenswirren da ist und da bleibt!
Achten wir daher auf die Stimme unserer Seele und ihrem Durst, nicht nur im
Juli Anno Domini 2022
© D.E.