1.Korinther 15,42
Es wird gesät verweslich
und wird auferstehen
unverweslich.
Vor vielen Jahren lernte ich einen sympathischen Biologen kennen, der inzwischen im hohen Alter längst den organischen Weg gegangen ist. Als überzeugter Evolutionist war für ihn klar, dass Krankheiten und schließlich der Tod biologische Elemente des Lebens sind. Eines hatte ihn zeitlebens immer verwundert, warum die Gattung homo sapiens (= verständiger Mensch) angesichts vielfältiger Bedrohungen - nicht zuletzt durch Viren und Bakterien -längst ausgestorben war. Und des Menschen biologisches Ende wäre einfach der Tod seines letzten Nachkommens. Neues Leben ist evolutionistisch nur als Wiederverwertung organischer Substanzen denkbar – also quasi als Friedhofsdünger, aus dem etwa die Pflanzen wieder Nährstoffe verwerten. Selbst für ein denkendes Individuum ist damit der Tod das unwiderrufliche Ende seiner individuellen Existenz als Persönlichkeit.
Dank der naturwissenschaftlichen Weiterentwicklung ist der Mensch selbst zum Motor der Evolution geworden. Gentechnik und neue Medikamente haben den Menschen zum Schöpfer werden lassen, der seine Evolution in der eigenen Hand zu haben scheint. Doch in diesen ersten Monaten des Jahres 2020 lernt Homo sapiens zu seinem Erschrecken, wie er selbst als der vermeintliche Meister, hilflos auf seine Endlichkeit blickt. Ein nur wenige hunderttausendstel Millimeter großer Feind schreckt ganze Völker auf. Man gab ihm den Namen Covid 19 (Sars-CoV-2).
Nicht nur deshalb, weil die behördliche Gesundheitspolizei dieser Tage alles andere als gut aufgestellt ist, versucht jeder sich nun irgendwie selbst zu schützen bis hin zum Diebstahl von Desinfektionsmitteln und selbst auferlegten Waschzwang. Egal wie diese Pandemie ausgeht, es werden wohl noch viele Menschen als Opfer der Infektion sterben, was natürlich eingefleischte Evolutionisten nicht schockt, - soweit es sie nicht selbst betrifft. Aber viele werden aufgrund der medizinisch so bezeichneten „Durchseuchung“ und kreativer Forschung auch überleben und die Art bleibt erhalten – dieses Mal jedenfalls.
Zur Zeit des Aufenthalts des Apostels Paulus in der griechischen Hafenstadt Korinth waren Krankheiten kaum erforscht, geschweige denn zu bekämpfen. Der Tod aller Altersgruppen gehörte damals zum Alltag und wer das 50. Lebensjahr erreicht hatte, gehörte bereits zu den privilegierten Überlebenden und den Alten seiner Zeit. Jeder wusste und konnte sehen, dass die biologische Verwesung den Leib unwiederbringlich zerlegte. Aber anders als mein o.g. sympathischer Evolutionist hatte man seinerzeit noch ein lebendiges Gefühl dafür, dass der Körper des Menschen nur eine Seite seiner Existenz ist. Und so wie der Virus Covid 19 nicht existieren kann ohne seine Wirtszelle, so war damals der Mensch nicht vorstellbar ohne eine geistige Welt. Für den modernen Menschen dürfte dies auch noch immer ein Hintergedanke am Ende seiner Tage sein, denn als Kompost zu verrotten ist psychisch schwer akzeptabel und auch im besten Familienalbum werden spätestens nach drei Generationen Omas Bilder aus der Erinnerung gelöscht
Doch einmal unterstellt, es gäbe so einen Geist, eine Seele oder irgendwie etwas Unsterbliches, was vielleicht selbst ein Evolutionist nach ein paar besinnlichen Wein-Stunden im Hinterkopf haben könnte, dann beginnen für den verstandesbegabten Homo sapiens von damals wie auch heute erst die wahren Denkprobleme. Die physische Verwesung ist eine Erfahrungstatsache und die Friedhöfe dokumentieren dies. Aber ist eine Auferstehung, die noch dazu den Erhalt einer individuellen Weiterexistenz beinhaltet, nicht (un)denkbar?
Die Überzeugung, dass mit dem Leib auch die Psyche (griech.) oder die Seele stirbt, mit allen Gebrechen, die sie vielleicht Zeit des Lebens gequält hat, ist ein christliches Alleinstellungsmerkmal. Dagegen ist der Seelenbegriff, verstanden als etwas im Inneren des Menschen, das nach dem Tod sich quasi aus dem Körper herauslöst,eine griechische Philosophen-Auffassung. Die Seele wird danach in einem anderen Körper „wiedergeboren“ oder erlöst. Der Körper ist in manchen, daran angelegten Überzeugungen nur die vorübergehende Wohnung einer an sich selbstständigen Seele. Dagegen kommt der jüdisch und griechisch gebildete Paulus in dem für die christliche Lehre wohl bedeutenden 15. Kapitel des Korintherbriefes zur Auferstehung ganz ohne den Seelenbegriff aus. Er fasst seinen zentralen Satz so einfach und doch so schwer verständlich in eine Glaubensüberzeugung, die besagt: es gibt eine Auferstehung in eine unverwesliche Existenz hinein. Diese wird an einen „himmlischen Leib“ gebunden, während der irdische mit dem letzten Atemzug des Menschen komplett vergeht (s. 1. Kor.15,40). Von daher leitet der Begriff der Auferstehung dann in die Irre, wenn man ihn als ein „Zurückkommen“ versteht, so wie dies etwa in der Geschichte des „wiederbelebten“ Lazarus geschieht (s. Joh. 11,44). Lazarus ist nicht der erste Auferstandene. Das war Jesus von Nazareth vorbehalten, der darin der Christus wurde (s. 1. Kor.15,20; Kol.1,18).
Die Premiere der Auferstehung feiern Christen wieder in diesem Monat und in jedem Jahr am Osterfest. Im Kreuzesstod hat Jesus nach christlicher Überzeugung den Fluch des Todes, der über allem Biologischen liegt, durch Gottes Willen überwunden. Und dadurch wurde für alle sterblichen Menschenleiber eine Verwandlung in einer Auferstehung möglich, die zu einem neuen Leib führt. Dieser unverwesliche, himmlische Leib ist nicht vergleichbar mit den Seelenvorstellungen eines Platons, wonach Seelen eine Art persönlichkeitslose „Nebel“ im Jenseits der Ideen sind, dem sie beziehungslos angehören. Der himmlische Leib ist aber im christlichen Verständnis als Persönlichkeit erkennbar. Er hat eine nicht biologische Körperlichkeit und einen Namen(!)(vgl. auch Jes. 43,1) Kein Virus wird diesen Leib mehr angreifen können. Mit ihm und seinen Kumpanen werden wir uns jedoch irdisch wohl noch eine ganze Weile herumschlagen müssen und mein alter Biologe könnte sich nach wie vor wundern, warum auch dieser Virus die Menschheit nicht umgebracht hat und umbringen wird, auch nicht im
österlichen April Anno Domini 2020
© D.E.