Christusgemeinschaft
Oer-Erkenschwick e. V.

Monatsgedanken

Monatsgedanken Oktober 2019

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Wie es dir möglich ist:
Aus dem Vollen schöpfend
- gib davon Almosen!
Wenn dir wenig möglich ist,
fürchte dich nicht,
aus dem Wenigen Almosen zu geben! 
Tobias 4,8

Was haben Sie denn so in der Tasche? Kein Bargeld mehr? Aber mit Sicherheit doch eine Plastikkarte!? Doch damit ist die Frage noch nicht ganz beantwortet. Also anders gefragt: Wie viel Geld haben Sie auf der hohen Kante wie der Volksmund so sagt? Die Deutsche Bundesbank weiß, dass das Geldvermögen in Deutschland rund 5900 Milliarden ausmacht (2018), das ist eine Zahl mit 13 Ziffern und 11 Nullen! So mancher wird sich aber auch schnell bei diesen Nullen wiederfinden, denn die Vermögensspanne in Deutschland -und weltweit erst recht- ist enorm! Mit Geld scheint man auf der Sonnenseite des Lebens zu sein (vgl. Monatsgedanken September). Diese schöne „RICH MAN’S WORLD“ besangen schon ABBA in ihrem Song „MONEY, MONEY, MONEY“. Den evergreenen Song hätte man sicher auch schon gerne in jener Zeit gehört, aus der das Buch Tobias stammt (ca. 2. Jh. V.Chr.). Das Thema „ARM UND REICH“ war immer aktuell und das wird wohl auch in der Welt von morgen nicht anders sein. Natürlich ist es nun einfach, sich tierisch über die Jaguar-Fahrer dieser Welt aufzuregen, und der wird wiederum neidisch auf die Fahrerin im Bugatti Chiron schauen (Preis ca. 2,5 Mio. Euro). Aber der deutsche Versuch, nur einen Autotyp für alle Menschen zu generieren, hatte die Kluft zwischen Arm und Reich auch nicht nachhaltig verändert. Der Begleiter der Menschen (slawisch übrigens = Trabant) ist nicht das Auto, sondern das Geld als der Betriebsstoff unseres Planeten.
Doch der Monatsspruch aus dem Buch Tobias wirft nicht die Gerechtigkeitsfrage auf. Anders als die Nicht-Bibelleser werden evangelisch gestrickte Menschen dieses Buch in ihrer Bibel vielleicht irritiert vermissen. Dem katholischen Christen ist das Werk in seiner Bibel als heilige Schrift angefügt. So einfach ist es also nicht mit dem in frommen Kreisen gern gebrauchten Satz: „In der Bibel steht…  “. So musste sich die Evangelische Brüder-Unität (Herrnhuter Brüdergemeinde), die jeweils die sog. Losungen mit jährlich ausgelosten Textstellen herausgibt, an denen sich auch der CVJM Oer-Erkenschwick orientiert, schon herbe Kritik gefallen lassen. Die theologisch als sog. Apokryphen (= verborgen, geheim) bezeichneten Schriften führten in die vorreformatorische Zeit zurück und seien damit mindestens zweitklassig. In der Tat hat der Reformator Luther diese Schriften, die nicht im hebräischen Text vorlagen, nicht jenen des biblischen Kanons gleichgestellt. Nützlich zu lesen seien sie aber allemal, so wertete der Reformator (s.a. Phil.1, 18). Die Bibel ist eben kein vom Himmel diktiertes Buch wie etwa dagegen der Islam den Koran versteht. Die Bibel ist mit ihren Büchern als Gottes-Wort im Menschen-Wort in die Spannung gesetzt zwischen göttlichem Wirken und menschlichen Verständnis. Und so hat auch der Verfasser des Tobias-Buches, der literarisch betrachtet eine Art Novelle erzählt, in dem oben zitierten Monats-Vers einen wichtigen Punkt für Menschen aufgegriffen, die über den eigenen Reichtum oder die eigene Armut hinaus, so etwas wie Verantwortung für die Welt und vor Gott spüren. Der alte, gottesfürchtige Tobit, der den Tod vor Augen hat, gibt seinem Sohn Tobias Auskunft über seine Vermögensverhältnisse und noch einen guten Ratschlag für dessen weiteres Leben. Realistisch wird hier Reichtum und Armut schlicht als Faktum gesehen. Tobit selbst hatte auch Anlagegeschäfte gemacht und etwa in Medien (heute Iran/Irak) Geld geparkt (s. Kap 4,1), - vermutlich ohne Strafzins. Sicherlich ist auch der Gedanke sich etwas leisten zu können und vielleicht mehr als andere, kein erst in der Neuzeit entstandener. Aber wer nicht für sich selbst lebt und stirbt, bekommt mit Tobit den Ratschlag für den Lebensweg (Tobias 4,7): „Mit deinem Hab und Gut hilf den Armen und wende dich auch nicht von einem einzigen ab, dann wird sich das Angesicht des Herrn auch von dir nicht abwenden.“ Vielleicht anders gesagt, Gott möchte deinen sozialen Einsatz in dieser Welt. Dafür hast du auch dieses Geld. Was du tun kannst, hängt keineswegs von deinem Kontostand ab, denn auch vom Wenigen ist immer noch etwas möglich und das ist in höchstem Maße aller Anerkennung wert. Jesus selbst nimmt dieses Thema mehrfach auf (z.B. Mk 12,41 ff.), damals wie heute ein heikles. Sollte man Jeff Bezos (Amazon  Chef) kritisieren, weil er nur 2 Milliarden in eine Obdachlosenstiftung investiert, aber sein geschätztes Vermögen bei 164 Milliarden liegt (nach Bloomberg Billionaires Index)? Oder ist es besser Mark Zuckerberg zu loben, weil er während seines Lebens 99% seiner Facebook-Aktien nach eigener Aussage karitativ spenden will?
Der Tobias-Monatsspruch ist nicht auf Spendenvergleiche bezogen, sondern auf unsere persönliche Verantwortung für das, was unser eigenes Leben übersteigt. Und Verantwortung ist immer daran gebunden, wem gegenüber wir Antwort geben, auf die Frage: Wie hältst du’s mit deinem Besitz, nicht nur

im Oktober Anno Domini 2019?

© D.E.