Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.
Klagelieder 3, 23+23
Wer kennt dieses Verkehrszeichen nicht?! Da hat man gedacht, auf dem richtigen Weg zu sein und dann geht’s plötzlich doch nicht weiter. Vielleicht ist man sogar noch in die Sackgasse abgebogen, weil es ja schon am Ende vermeintlich doch irgendwie weitergehen würde. Und tatsächlich ging es manchmal sogar ein gutes Stück voran bis … – ja eben bis zum Ende. So war auch Situation in jener Zeit, aus der der Monatsspruch stammt. Das Jahr 586 v. Chr. markierte das Ende für den damaligen Staat Israel. Während das Nordreich schon 722 v.Chr. untergegangen war, hatte man im Südreich Juda geglaubt, durch eine angepasste Politik gegenüber den Großmächten jener Zeit (Assyrer und Babylonier) die Selbstständigkeit zu erhalten. Es war die Zeit der großen Propheten Israels etwa eines Amos, Jesaja und Jeremia, der schließlich die vollständige, staatliche Vernichtung Israels und Deportation großer Bevölkerungsteile miterleben musste. Wie seine Prophetenkollegen hatte er viele Jahre gewarnt und auf Missstände in der Gesellschaft hingewiesen, die sich im Abfall vom göttlich gewiesenen Weg auf einen Nenner bringen lässt. Die entsprechende Religionspolitik setzte nicht mehr allein auf den Gott Israels, der einst sein Volk aus Ägypten gerettet hatte, sondern setzte andere Religionen dem Jahwe-Glauben gleich. Warum sollte man nicht auch kanaanäische Gottheiten anbeten? Damit war verbundenen, dass die gegebenen sittlich-moralischen Regeln des Gottes Israels zunehmend missachtet oder verwässert wurden. Die gut situierten Eliten koppelten sich vom einfachen, oft armen Volk ab, ja beuteten es sogar aus. Das bestehende Recht wurde angepasst oder umgangen. Das alles aber hielt die Herrschenden nicht von frommen Tempelritualen ab. Sie waren überzeugt: Gott ist mit uns. Jeremia vertrat dagegen offensiv eine für ihn lebensbedrohliche Botschaft, die er sogar im Tempel verkündete: Wenn ihr so weitermacht (s. dazu Jer.7), kommt der Untergang! Aber das Volk bog sehenden Auges in die Sackgasse und gab sogar noch Vollgas, denn ihr Weg war ja über viele Jahre „erfolgreich“. Jeremias Botschaft störte die Kreise der Herrschenden und so wurde ihm seine so empfundene „falsche Wegbeschilderung“ unter Drohungen schwer angelastet. Doch es kam schließlich, wie von ihm angekündigt. Etwa 40 Jahre nachdem er als Prophet auftrat geschah die weitgehende Zerstörung des Landes und sogar des Tempels durch die Babylonier. Der biblische Gedichtband „Klagelieder“ erzählt von dieser Katastrophe für das Volk Israel, doch mit überraschenden Aspekten. Güte, Barmherzigkeit und Treue sind die Signalworte der Monatsspruch-Verse. Wie passt das zusammen? Der Prophetenkollege und Zeitgenosse des Jeremia mit Namen Hesekiel beschreibt ebenso wie Jeremia das Bild eines zornigen, aber auch zugleich barmherzigen Gottes: „Denn ich habe kein Gefallen am Tod dessen, der sterben muss, spricht GOTT, der Herr. So kehrt denn um, und ihr sollt leben! (Hes.18,32). Gott ist gerecht! Damit war zwar sein Strafgericht im alttestamentlichen Kontext unausweichlich, aber Gott bietet immer eine Wendemöglichkeit. Er ist zutiefst gütig und treu, selbst in der Untreue der Menschen! So sehr uns diese menschlichen Eigenschaften auch nicht gänzlich unbekannt sind, so setzt Güte und Treue unter Menschen doch oft erwartetes (Wohl)Verhalten voraus. Irgendwann reagieren wir auf sich wiederholende Enttäuschungen - umgangssprachlich gesagt - mit „Jetzt ist Schluss mit Lustig“. Damit ist die letzte Chance für unser Gegenüber vertan. Wir räumen ihm keine Wendemöglichkeit mehr ein. Der Gott den uns die Bibel vorstellt bewahrt uns in unserer Freiheit nicht vor den Sackgassen des Lebens, auf die allerdings zuvor deutlich hingewiesen wird. Doch Gott lässt uns immer eine Wendemöglichkeit, wenn wir uns im Lebensalltag verfahren haben. Seine Güte, Treue und Barmherzigkeit ist sogar noch weitreichender. Während im Alten Testament das Strafgericht unauflöslich mit seiner Gerechtigkeit verbunden war, kommt mit dem Christus Gottes im Neuen Testament die unverdiente Gerechtigkeit allein durch den Glauben, denn: „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.“(Jes. 53,5+6) So prophezeite es Jesaja mit seiner Vision auf den noch fernen Christus, den Gott zur endgültigen Wende bestimmen sollte. Die Barmherzigkeit des Jesus Christus ist für uns seither alle Morgen neu, und seine Treue ist groß, gewiss auch an jedem Tag im
Schreiben Sie gerne Ihre Gedanken mit Ihren dahinter liegenden Erfahrungen auf: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.